Wie jedes Jahr erinnern in Wien eine Vielzahl von Initiativen mit einer großen Anzahl von Veranstaltungen der antisemitischen Ausschreitungen und Morde im Zuge der Novemberpogrome im Jahr 1938. Der Wiener Verband unterstützte zwei davon und organisierte eine mit:
9. November 1938 – Pogromnacht und Judenverfolgung in Wien-Brigittenau
Die „spontane Volkserhebung“ vom 9. November 1938 machte auch vor dem 20. Wiener Gemeindebezirk nicht halt. Wie im „Deutschen Reich“ brannte da die Synagoge in der Kluckygasse, und jene in der Kaschlgasse wurde ausgeraubt, geplündert und geschändet. Eine überparteiliche Gedenkveranstaltung, organisiert von Antifaschist:innen des Bezirkes, lud für 9. November 2024, 18.00 zu einer Gedenknacht der Nachbarinnen und Nachbarn in der Brigittenau. Es sprachen an beiden Stellen Menschen mit unterschiedlichen Einstellungen; Einigkeit herrschte darüber, dass „nie wieder“ und „niemals vergessen“ nötig ist, und dass diesmal „keiner sagen könne, er habe von nichts gewusst“. An beiden Orten wurden unter den (2018 errichteten) Lichtinstallationen Kerzen entzündet und je 1 Kranz angebracht als sichtbares Zeichen „Wir erinnern uns – wir vergessen nicht, was den damaligen jüdischen Nachbarn angetan wurde – NIE WIEDER“. Dass ein „schlagender Burschenschafter“ das zweithöchste Amt der Republik bekommt, macht betroffen. Noch mehr betroffen macht, dass Mandatare aus anderen Parlamentsparteien diese Kandidatur unterstützten. Kulturell wurde das Gedenken von Mitgliedern des „Jüdischen Chors“ mit traditionellen Liedern (z.B. ´s brennt, unser Schtätl brennt) und des Brigittenauer KPÖ-Chors mit vertonten Texten Jura Soyfers (Sturmzeit, Lied des einfachen Menschen sowie zum Abschluss mit dem Dachaulied) umrahmt. Das Kaddisch bei der ehem. Synagoge Kaschlgasse sprach ein Bewohner des Hauses.


9. November 1938 – Gedenkkundgebung am Aspangbahnhof
Zeitgleich zur Feier im 20., fand am Platz der Opfer der Deportation, dem ehem. Aspangbahnhof, eine Gedenkfeier statt, die von über 20 Organisationen getragen wurde, darunter dem Verband, von dem auch mehrere Mitglieder und Mitglieder des Vorstands an der Feier teilnahmen. Die besondere Rolle des Orts als wichtigster Deportationsort wurde in Reden und durch Zeitzeug:innenberichte herausgestellt und auf den Erinnerungsort und die Lage verwiesen. Während der Feier wurde mehrfach auf die erfolgreiche Blockade der JÖH (Jüdische österreichische Hochschüler:innen), die tags zuvor Walter Rosenkranz hinderte, einen Kranz am Judenplatz abzulegen, Bezug genommen und dieser gedankt.
Schlussendlich unterstützte der Verband den „AK Gedenkrundgang“, der jährlich in einem anderen Wiener Bezirk auf die Geschehnisse der Novemberpogrome hinweist, mit der Zurverfügungstellung des Lokals zum Aufwärmen nach dem Rundgang. Der heurige Rundgang führte durch die Donaustadt und beleuchtete verschiedene Aspekte jüdischen Lebens in diesem Bezirk sowie die antisemitische Gewalt vor und nach 1938.
Programm, Broschüre und Mitschnitt finden sich hier: https://gedenkrundgang.org/