Gedenkveranstaltung am ehemaligen Aspangbahnhof

Am Sonntag, den 9. November 2025, fand die jährliche Gedenkveranstaltung der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JÖH) und des Antifaschistischen Personenkomitees Landstraße statt. Rund 80 Personen versammelten sich am Platz der Opfer der Deportation im 3. Wiener Gemeindebezirk, um an die Opfer der Shoah zu erinnern.

Der 9. November markiert den Jahrestag der nationalsozialistischen Novemberpogrome von 1938, in deren Nacht 1400 Synagogen, Versammlungsorte, Friedhöfe, Geschäfte und Wohnungen zerstört und hunderte Jüdinnen und Juden ermordet wurden. In Wien brannte unter anderem der große Leopoldstädter Tempel – unter Teilnahme und Beifall der Bevölkerung. Diese Gewalt markierte den Beginn der Shoah und ebnete den Weg in die Vernichtungslager.

Die Gedenkzeremonie fand vor dem 2017 errichteten Mahnmal am ehemaligen Aspangbahnhof statt, von wo aus 50.000 Jüdinnen und Juden in die Vernichtung deportiert wurden. Bereits 1983 wurde an diesem Ort eine Gedenktafel mit dem Aufruf „Niemals vergessen!“ errichtet, die an die in den Jahren 1939-1942 deportierten Jüdinnen und Juden erinnert. 1995 benannte die Stadt Wien den Vorplatz in Platz der Opfer der Deportation um. Auf dem Gelände des ehemaligen Aspangbahnhofs befindet sich heute auch der Leon-Zelman-Park, benannt nach dem Gründer des „Jewish Welcome Service“. Nach Reden durch Gemeinde- und Bezirksratsabgeordnete der SPÖ, Grünen und KPÖ sprachen Vertreter:innen der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und der JÖH sowie Nachkommen von Zeitzeug:innen. Die Veranstaltung wurde musikalisch mit hebräischen und jiddischen Liedern begleitet.

„Nie wieder“ – dieser Leitsatz ist nicht nur Erinnerung, sondern Verpflichtung und Versprechen für die Zukunft.

Ehrungen am 1. November am Zentralfriedhof

Zur festen Tradition des Wiener KZ-Verbands gehört es, zum 1. November die Gräber der ermordeten Widerstandkämnpfer:innen am Wiener Zentralfriedhof zu besuchen. Im Rahmen einer Gedenkfeier wurde das Mahnmal Gruppe 41 und die Grabanlage Gruppe 40 besucht.

Rund 50 Kamerad:innen und Freund:innen folgten dem Aufruf. Die Gedenkfeier begann um 15.00 am Rundplatz der Gruppe 41 beim Mahnmal der Stadt Wien, dass den „Opfern für ein freies Österreich 1934–1945“ gewidmet ist. Wie immer blieben auch Besucher:innen des Zentralfriedhofs stehen um der Feier beizuwohnen. Kamerad Winfried Garscha begrüßte die Teilnehmer:innen, danach sprach Kamerad Mathias Lichtenwagner, überbrachte Grüße von Wiener und Bundesverband. Er ging auf die konfliktreiche Geschichte des Denkmals aber auch aktuelle Geschehnisse ein.

In Folge besuchten die Teilnehmer:innen die Gedenkstätte in der Gruppe 40. In dieser Gruppe liegen über 1.000 Personen begraben , die im Landesgericht Wien bzw. am ehem. Schießplatz Kagran ermordet wurden. In Erinnerung an diese wurden einzelne Biografien und Abschiedsbriefe von Opfern vergetragen. Abwechselnd mit der Schauspielerin Gabriela Schmoll stellte Winfried Garscha Biografien von Hingerichteten vor und wurde aus Briefen oder Berichten gelesen. Darunter die Biografie des Wiener Widerstandskämpfer Franz Stelzel (1903-1942), dessen Gedenktafel wir vor kurzem erneuern konnten und der am 10. November 1942 im Landesgericht Wien enthauptet wurde.

Ein kleiner Teil der Versammlung zog noch weiter zum Denkmal für die jugoslawischen Partisan:innen in der Gruppe 88 und legte einen Kranz beim Denkmal ab.

Der Wiener Verband dankt allen Teilnehmer:innen für das würdige Gedenken.

Razzia am Peršmanhof: Appell an LPD-Kohlweiß und LH-Kaiser: Setzen Sie die Verantwortlichen ab!

KZ-Verband Wien und Kärnten zu Peršmanhof: Appell an LPD-Kohlweiß und LH-Kaiser: Setzen Sie die Verantwortlichen ab!

Zwölf Wochen sind seit der Razzia in der Gedenkstätte Peršman in Kärnten / Koroška vergangen. Die vom Innenminister eingesetzt Kommission legte Bericht, es ist nun an HBM Karner, LPD-Kohlweiß und LH-Kaiser Konsequenzen zu ziehen: Die beiden Einsatzleiter müssen abgesetzt werden.

Die Verantwortung für den Einsatz vor Ort teilten sich zwei Personen: Der Völkermarkter Bezirkshauptmann als behördlicher Einsatzleiter, und der stellvertretende Leiter des Verfassungsschutz Kärnten, als polizeilicher Einsatzleiter. Beide waren am 27. Juli 2025 während der Razzia vor Ort, befehligten bzw. verantworteten die verstörende Durchsuchung der Gedenkstätte.

Der Behördenleiter der BH Völkermarkt ist dem KZ-Verband bestens bekannt: Er ist jener Behördenvertreter, der seit mehr als einem Jahrzehnt das Ustaša-Treffen in Bleiburg / Pliberk verantwortete. Alle Hinweise auf Rechtswidrigkeiten im Verwaltungsrecht während der Feiern schlug er in den Wind, auch im Strafrecht wurde weggeschaut und Hitlergrüße und Holocaustleugnung ignoriert. Während bei der Razzia am Peršmanhof Naturschutz und Zelte eine Razzia rechtfertigten, fiel ihm bei zehntausenden Fans des kroatischen Faschismus kein Hebel ein.

Eine 2016 gelegte Anzeige von KZ-Verband und DÖW über verbotene Symbole während der Ustaša-Feier verfolgte er, nach Rücksprache mit dem LVT Kärnten, nicht: Das verbotene Symbol könne laut BH nicht verboten sein, denn es wurde schon vor 1938 verwendet – nach der bestechenden Logik wären zahlreiche NS-Symbole heute legal. [1] Es brauchte erst einen Vier-Parteien-Beschluss im Nationalrat und eine Innenministeriums-Kommission, um den Bezirkshauptmann zu überstimmen – seit 2020 ist das Treffen verboten. [2]

Die Standleitung zwischen BH Völkermarkt und LVT/LSE Kärnten zeigte also bei der Razzia am Peršman bereits zum zweiten Mal ihre sehr konkreten Auswirkungen.

Die Folgen sind sofort sichtbar: In Bleiburg / Pliberk und in Bad Eisenkappel / Železna Kapla wurden in den letzten Tagen wieder Ortstafeln beschmiert. Auch in jener Ortschaft, die direkt an den Peršmanhof angrenzt, ist das Ortschild betroffen. Das ist kein Zufall oder Vandalenakt – das polizeiliche und behördliche Tun fördert ein Klima, in dem solche Akte passieren.

Wer sich am 26. Oktober 2025 auf die Unterzeichnung des Staatsvertrags vor 70 Jahren bezieht, sollte auch seinen Artikel 7 und seinen Artikel 9 kennen. Beamte, die diese beiden Artikel mit Füßen treten, haben in Exekutive bzw. Verwaltung nichts zu suchen.

Es bleibt der dringende Appell, dass LPD-Direktorin Kohlweiß ihren LSE-Beamten und LH Kaiser seinen Bezirkshauptmann absetzen.

Als KZ-Verband Wien und Kärnten stehen wir in voller Solidarität hinter den Betroffenen der Razzia am Peršmanhof. Das Antifa Camp Kärnten / Koroška wurde erst 2025 mit dem Ernst-Kirchweger-Preis des Wiener Verbands ausgezeichnet und es sind mehr als tausend Menschen unserem Aufruf gefolgt, direkt nach der Razzia Wut und Entsetzen vor das Innenministerium zu tragen. Wir sind eng verbunden mit dem Klub Slowenischer Studierender in Wien / Klub slovenskih študentk*študentov na Dunaju, dem Verband der Kärntner Partisanen:innen / Zveza koroških partizanov und dem Društvo/Verein Peršman und teilen deren Forderungen an Politik und Gesellschaft.

Ein polizeilicher Überfall auf eine Gedenkstätte des antifaschistischen Widerstands kann nicht ohne Folgen bleiben!

Gemeinsame Stellungnahme KZ-Verband Landesverbände Wien und Kärnten, 22.10.2025