Schreiben des Generalsekretärs der FIR, Dr. Ulrich Schneider, an die
lettische Botschafterin Elita Kuzma in Berlin.
Berlin, 12.03.2014
Verehrte Frau Botschafterin,
seit mehreren Jahren protestieren wir, die Dachorganisation ehemaliger Kämpfer der Anti-Hitler-Koalition, Widerstandskämpfer und Partisanen, Verfolgter des Naziregimes und ihre Hinterbliebenen sowie heutiger Antifaschisten aus 25 Ländern Europas und Israels gemeinsam mit antifaschistischen Kräften aus verschiedenen Ländern gegen den Aufmarsch ehemaliger SS-Angehöriger und junger Verherrlicher der SS-Tradition am 16. März eines jeden Jahres in Riga.
Es ist für uns unvorstellbar, dass ein Land, das einen Platz in der Gemeinschaft der europäischen Völker beansprucht, solchen Organisationen erlaubt, öffentlich für die Rehabilitierung dieser verbrecherischen Traditionen einzutreten. Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen – ein Verbrechen gegen die Menschheit, wie der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg 1945 feststellte. Ebenfalls haben wir keinerlei Verständnis dafür, dass solche Verbrecher, die für tausende Tote auch an der Zivilbevölkerung Verantwortung tragen, als „Kämpfer für die Freiheit Lettlands“ tituliert werden.
Und es ist für uns noch unvorstellbarer, dass in einer Stadt, die als europäische Kulturstadt 2014 ausgewählt worden ist, solch ein Naziaufmarsch geduldet wird, jedoch diejenigen, die gegen solch verhängnisvolle Traditionen protestieren wollen, von den Sicherheitskräften als „Verleumder Lettlands“ oder als „Gefahr für die öffentliche Sicherheit“ denunziert werden.
Auch in diesem Jahr wird die FIR ihr Recht auf öffentlichen Widerspruch gegen SS-Rehabilitation in Riga wahrnehmen. Neben Antifaschisten aus den skandinavischen Ländern und Deutschland wird auch unser Präsident an diesen Protesten teilnehmen. Wir erwarten von den lettischen Autoritäten, dass sie gewährleisten, dass dieser Protest ohne Einschränkung ermöglicht wird.