Am 1. April starb im 91. Lebensjahr Angela (Ella) Kampel, geb. Bieder. Schon als Siebenjährige bei den Roten Falken aktiv, war 1937 – als noch nicht 15-Jährige – dem illegalen Kommunistischen Jugendverband beigetreten, mit dem sie bereits vorher, wie sie später sagte, „verbandelt“ war: Beeindruckt vom Auftritt des bulgarischen Kommunisten Georgi Dimitroff beim Leipziger Reichstragsbrand-Prozess, hatte sie sich einer Gruppe junger Pioniere (wie die kommunistische Kinderorganisation genannt wurde) mit der Bezeichnung „Stoßtrupp Dimitroff“ angeschlossen.
Ella arbeitete in der Werkzeugfabrik „Blau“ in der Hellwagstraße im 20. Bezirk, wo auch die 1943 hingerichteten Widerstandkämpfer Josef Baldrmann und Walter Schopf aktiv waren; sie beteiligte sich an der Verbreitung von Flugblättern im Betrieb. Sie wurde 1942 verhaftet. Am 14.10.1943 stand sie, mit anderen FunktionärInnen des KJV, vor dem Volksgerichtshof, der fünf Angeklagte zum Tode, einen zu zehn und eine (Angela Bieder, damals schon verheiratete Kampel) zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilte. Den Großteil ihrer Strafe saß sie (ab Dezember 1943), im Kloster Jauer/Jawor bei Breslau ab, das in ein Zuchthaus umgewandelt worden war. Später kam auch eine enge Freundin von ihr, Anni Aschenbrenner, deren Todesurteil gnadenhalber in eine achtjährige Zuchthausstrafe umgewandelt worden war, nach. Gemeinsam mit der dritten Österreicherin in Jauer, Hansi Polak, die zehn Tage vor ihr zum Tode verurteilt und, wie Aschenbrenner, zu acht Jahren Zuchthaus begnadigt worden war, flüchtete Ella Kampel Ende 1944, während des Evakuierungstransports, und kehrten in das Kloster Jauer zurück, wo die kranken Häftlinge zurückgelassen worden waren. Im Jänner 1945 wurde Jauer/Jawor von der Roten Armee befreit. Da eine Rückkehr nach Österreich noch nicht möglich war, schloss sich Ella Kampel einer Einheit der Roten Armee an. In einem Interview mit Charlotte Rombach erzählte sie: „Wir […] fuhren mit ihnen durch Deutschland, u.a. nach Dresden, das damals schon total zerbombt war. Dort habe ich […] einen Aufruf zur Kapitulation an die deutschen Soldaten, die im Südosten (Bulgarien) noch
versprengt waren, auf der Schreibmaschien geschrieben. Am 9. Mai haben wir mit den Rotarmisten den Sieg über die Faschisten gefeiert. Wir hatten Glück, diese Abteilung ist im Juni 1945 nach Wien versetzt worden.“ („Widerstand und Befreiung 1934-1945“, 4. Aufl., Wien 2011)
Angela Kampel war es ein großes Anliegen, dazu beizutragen, dass ihre hingerichteten Arbeitskollegen Schopf und Baldrmann nicht vergessen werden, an die im 20. Bezirk (u.a. im Gerlhof) Gedenktafeln erinnern. Die Umbenennung des Gemeindebaues, in dem sie bis zu ihrem Tod gelebt hatte, in „Josef-Baldermann-Hof“ hat sie nicht mehr erlebt.