Auch dieses Jahr hatte der Wiener KZ-Verband einen Infotisch zum 1. Mai am Ring auf der Höhe des Palais Epstein aufgestellt, unterstützt von den Kamerad:innen des nö. Verbands. Viele Freund:innen, Kamerad:innen besuchten uns, tranken mit uns Kaffee, holten sich den neuen Mahnruf, diskutierten mit uns.
Danke an alle Kamerad*innen die bei der Betreuung des Infotisches geholfen haben – Hoch der 1. Mai!
1. Mai 2025, Infostand des KZ-Verbands Wien am Ring, Foto: M.L.1. Mai 2025, Infostand des KZ-Verbands Wien am Ring, Foto: M.L.
Die diesjährige Befreiungsfeier in Mauthausen stand ganz im Zeichen des 80. Jahrestags der Lagerbefreiung – ein besonderes Jubiläum, das auch für uns im Landesverband Wien spürbar war.
Unser Bus war binnen kürzester Zeit ausgebucht, und insbesondere viele junge Genossinnen und Kameradinnen schlossen sich uns dieses Mal an. Bereits während der Anreise boten unsere Genossen Narodoslavsky und Garscha Einführungsvorträge zur Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen sowie zur Befreiung durch die Alliierten.
Bei der Ankunft an der Gedenkstätte wurde sofort deutlich, dass es sich um ein besonderes Gedenkjahr handelte – der Andrang war enorm. Gleichzeitig stellt sich dabei die Frage, warum Gedenken nicht auch an anderen Tagen und in weniger runden Jubiläumsjahren eine vergleichbare gesellschaftliche Relevanz erfährt. Gerade in Zeiten eines zunehmenden gesellschaftlichen Rechtsrucks ist die aktive, antifaschistische Erinnerungskultur umso wichtiger.
Zu Beginn begaben wir uns zum Karbyschew-Denkmal, um dem sowjetischen Artillerie-General Dmitri Michailowitsch Karbyschew zu gedenken, der 1945 im Lager ermordet wurde. Augenzeug*innenberichten zufolge wurde er bei eisiger Kälte mit kaltem Wasser übergossen, bis er erfror – eine grausame Foltermethode, die exemplarisch für das Leid steht, das unzählige Gefangene im Lager erdulden mussten. Sie wurden Opfer des menschenverachtenden nationalsozialistischen Terrors.
Gemeinsam mit unseren Kameradinnen der „Arbeitsgemeinschaft der NS-Opfer-Verbände und WiderstandskämpferInnen“ versammelten wir uns anschließend zum offiziellen Teil der Zeremonie. Es war erfreulich und ermutigend zu sehen, dass wir in diesem Jahr als großer, vielfältiger Block auftraten. Nach der Kranzniederlegung und dem offiziellen Gedenken blieb noch Zeit für Gespräche mit Delegationen anderer Organisationen sowie für den Austausch mit Freund*innen und Genoss*innen verschiedenster Initiativen und Institutionen.
Zum Ausklang fanden wir uns am frühen Nachmittag zu einem gemeinsamen Mittagessen ein, bei dem die Erlebnisse des Tages nachbesprochen und weiterführende Diskussionen geführt wurden. Anschließend setzten wir gestärkt unsere Rückfahrt fort.
Am 5. April 2025 veranstaltete der KZ-Verband Wien im Rahmen der ARGE der NS-Opferverbände eine Gedenkfeier im Sandleitenhof in Ottakring. Ursprünglich war die Veranstaltung am Matteottiplatz geplant, wurde jedoch aufgrund der unsicheren Wetterlage in die Räumlichkeiten des Kunst- und Kulturvereins SoHo Ottakring verlegt. Die Anreise zur Gedenkfeier erfolgte dem Anlass entsprechend mit einer historischen Straßenbahn. Während der Fahrt bot Kamerad Landessekretär Mathias Lichtenwagner eine historische Kontextualisierung zu Verfolgung, Widerstand und Befreiung.
antifaschistisch geschmückte BimFahne des Wiener KZ-Verbands in historischer BimLesung im SoHo OttakringPaul Schuberth und Tomáš NovákPaul Schuberth und Tomáš NovákAugust Schmölzer, Fanny Rasul, Elias Gassner, Gabriele Schmoll, Erika Deutinger, Vera Albert, Raimund Brandner, Paul Schuberth, Tomáš Novák und Rudi Burda
Den Hauptteil der Gedenkfeier bildete eine hochkarätig besetzte Lesung aus dem 2020 erschienenen Buch „Sandige Leiten. Rote Saat.“ des Antifaschisten und Vorstandsmitglieds des KZ-Verbands Wien, Rudi Burda. Das Buch erzählt die Geschichte der Gruppe rund um Heini Klein, die in den Apriltagen 1945 dazu beitrug, ein weiteres sinnloses Blutvergießen zu verhindern und Ottakring und Hernals friedlich an die Alliierten zu übergeben.
In seinem Roman verknüpft Rudi Burda die Erinnerungen seiner Eltern und ihrer Genoss*innen aus dem antifaschistischen Widerstand rund um Sandleiten mit fiktiven Erzählungen, deren verbindendes Motiv die gelebte Solidarität unter schwierigsten Bedingungen ist.
Für die Lesung konnten Gabriele Schmoll, Erika Deutinger, Raimund Brandner, August Schmölzer, Vera Albert und Vorstandsmitglied Elias Gassner gewonnen werden. Die musikalische Gestaltung übernahmen Tomáš Novák und Paul Schuberth. Mit ihren Instrumenten und den dargebotenen Stücken unterstrichen sie den Charakter der Veranstaltung – mahnend, aber auch lebensbejahend und hoffnungsvoll – passend zu den letzten Kriegstagen im Jahr 1945. Dank und Anerkennung dem antifaschistischen Widerstand!
Die Veranstaltung wurde vom Nationalfonds und dem Zukunftsfonds gefördert.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung wurde zudem der diesjährige Ernst-Kirchweger-Gedenkpreis verliehen – anlässlich seiner Ermordung vor 60 Jahren. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis ging an das Antifa Camp Kärnten/Koroška und wurde von Kamerad Friedl Garscha überreicht. Wir gratulieren herzlich!
Buchtipp: Rudi Burda: Sandige Leiten, rote Saat. Widerstand im Westen Wiens. Wien: Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft 2020. 120 S. ISBN 978-3-901602-91-7