Verbands-Jour Fixe „Karte des Widerstands in Kärnten/Koroška“

Präsentation der „Karte des Widerstands in Kärnten/Koroška“ / Predstavitev Zemljevida »Zemljevid upora na Koroškem« – Ein Bericht vom Verbands-Jour Fixe am 21. Mai 2025

Wer zu Fuß, mit dem Auto oder sonst wie in Kärnten unterwegs ist, hat ab jetzt die Möglichkeit, mithilfe einer Karte ganz besondere Orte aufzusuchen. Elsa Logar und Jakob Holzer stellten uns ihre Arbeit an dieser Karte, die sie für den ZKP (Zveza koroških partizanov/Verband der Kärntner Partisan*innen) produziert haben, vor. Verzeichnet sind in ihr derzeit 102 Orte und Wege, die in irgendeiner Form an den Widerstand gegen den Nazismus erinnern. Die Gestaltung der einzelnen Orte weist eine große Bandbreite auf, von schlichten Grabkreuzen über Gedenktafeln bis zu aufwendig künstlerisch gestalteten Monumenten.

In der Präsentation der Arbeit und der Diskussion ging es unter anderem darum, welche wechselvolle Geschichte mit manchen Denkmälern verbunden ist. Sie wurden verlegt, abmontiert, verliehen, beschmiert, erneuert. So werfen die Kurzcharakteristiken, die die Karte enthält, auch Blitzlichter auf die Art und Weise, in der in Kärnten mitunter die Erinnerung an den Kampf gegen den Faschismus „gepflegt“ wird: durch verächtlich-Machen, durch Beschmutzen, durch Ignorieren. Dokumentiert wird aber auch die Beharrlichkeit, mit welcher Einzelpersonen und Organisationen das Gedenken wachhalten. Dass für die nächste Auflage, die in Vorbereitung ist, schon weitere Orte gefunden wurden, zeigt, dass das Gedenken eine aktuelle Herausforderung bleibt.

Die Karte gibt’s im Verband auch zum Mitnehmen für alle, die einen Aufenthalt in Kärnten einmal anders planen wollen.

R.B.

Verbands-Jour-Fixe: „Küchengespräche mit Rebellinnen“

Am Abend des 12. Februar 2025 wurde im Verbandslokal der Film „Küchengespräche mit Rebellinnen“ gezeigt.

„Vier Frauen erzählen über ihren Widerstand im Nationalsozialismus. Agnes Primocic aus Hallein unterstützt die Flucht von Häftlingen aus dem KZ, sammelt unter großer Gefahr Männerkleider, schmuggelt mit ihrer Freundin eine Pistole und organisiert Unterschlupf für die Entkommenen. Johanna Sadolschek-Zala, Slowenin aus Südkärnten, kann durch ihre List und Ortskenntnis einem Großaufgebot der Gendarmerie und Gestapo entfliehen. Sie schließt sich den Partisanen an. Rosl Grossmann-Breuer aus Wien sabotiert in einem Kriegsbetrieb und ist nach ihrer Verhaftung den quälenden Verhören der Gestapo im Hotel Metropol ausgesetzt. Anni Haider erinnert sich an ihre Zeit im Gefängnis in Wien und Aichach, an die Solidarität unter den Häftlingen und ihre Tagträume in der Einzelzelle.“ (übernommen von hier)

Karin Berger, eine der Frauen, die diesen Film machten, stellte sich anschließend der sehr engagierten Diskussion.

Abgeschlossen wurde dieser Abend aus Anlass der geplatzten Koalitionsverhandlungen blau-schwarz und zur Stärkung für weitere Kämpfe mit einigen Runden vom Zwetschkernen.

Der „Verbands-Jour Fixe“ ist eine Möglichkeit für Mitglieder des Verbands zum politischen und persönlichen Austausch und Kennenlernen über die Generationen hinweg.

„Verbands-Jour Fixe“: Filmabend: „Das Verbrechen in Hadersdorf“

Am Dienstag den 22. Oktober 2024 zeigten wir am Verbands-Jour Fixe das von Renate Sassmann über Jahre gesammelte und gefilmte Material zu Hadersdorf.

Renate Sassmann beim Filmen in Hadersdorf während der jährlichen Gedenkfeier

Aus dem Programmheft zum Film:

Das Verbrechen in Hadersdorf (Begleitheft zu Renate Sassmanns Film, 2024)

Am 6. April 1945 wurden alle Häftlinge vom damaligen „Zuchthaus Stein“ (heute Justizanstalt) freigelassen – sie konnten u. a. aufgrund des Bombardements des Kremser Bahnhofs nicht mehr mit dem Nötigsten versorgt werden, und die Rote Armee war nur mehr einige Dutzend Kilometer entfernt.

Die Männer machten sich – zum Großteil noch in Häftlingskleidung und ohne Entlassungsdokumente – in Gruppen zu Fuß auf den Weg, nach Süden oder nach Nordosten. Die letztgenannte Gruppe, die entlang der Bahngleise nach Wien gelangen wollte, wurde im Laufe des 6. April vom Volkssturm und der Polizei in Hadersdorf am Kamp und in benachbarten Orten gefangen genommen und am 7. April der SS übergeben. Es dürfte sich dabei um Mitglieder der 3. SS-Panzer-Division „Totenkopf“ gehandelt haben. Die lokale Bevölkerung hatte sich am Einfangen der Männer („Kremser Hasenjagd“) beteiligt, ihr war von NSDAP-Funktionären eine „Revolte von Schwerverbrechern“ vorgegaukelt worden.

Am 7. April 1945 mussten die Gefangenen unter Misshandlungen ihr eigenes Grab ausheben und wurden anschließend erschossen. Der Befehl dazu kam von der „Gauleitung Niederdonau“. Wie aus den Exhumierungsprotokollen 1946 hervorgeht, handelt es sich bei 23 von 61 Ermordeten, die nachträglich identifiziert werden konnten, um aus politischen Gründen Inhaftierte. Ein ehemaliger Häftling überlebte das Massaker, da er, nach dem Grund seiner Haft befragt, ein „wirtschaftliches Delikt“ angab. Dabei handelte es sich jedoch um eine „Notlüge“, die ihm das Leben rettete. Tatsächlich war er wegen seiner illegalen Tätigkeit im kommunistischen Widerstand verurteilt worden.

Zu den Verbrechen in Hadersdorf am Kamp wurde 1947 ein eigener Volksgerichtsprozess geführt. Jene Ermordeten, deren Identitäten nicht festgestellt werden konnte, wurden in einem Massengrab in der Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof bestattet.

Lückenhaftes Gedenken in Hadersdorf

Am Ort des grausamen Geschehens, dem Friedhof, erinnerte eine schlichte Holztafel an das Verbrechen. Diese Tafel wurde 1946 jedoch im Zuge der Exhumierung entfernt. Dann passierte in Hadersdorf Jahrzehnte lang – nichts. Erst etwa um die Jahrhundertwende, als Angehörige eines Ermordeten und Historiker beim Bürgermeister vorstellig wurden, kam Bewegung in die Sache. An der Friedhofsmauer wurde eine steinerne Tafel angebracht, die jedoch den Hinweis darauf, dass es sich um politische Häftlinge des Naziregimes handelte, unterließ. Es kam bei der feierlichen Eröffnung der „Gedenkstätte“ zum Eklat.

Würdiges Gedenken

Bis zum Anbringen einer würdigen Gedenktafel dauerte es Jahre. Und die um die KZ-Verbände Niederösterreich und Wien gebildete „Gedenkgruppe Hadersdorf“ brauchte viel Hartnäckigkeit – wiederholte Vorsprachen bei Gemeinde, Landesregierung und Volksanwaltschaft – sowie allerlei Aktionismus. Abschnitte des steinigen Wegs will diese Videodokumentation zeigen.

Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!