Datum / Uhrzeit
18.01.2014
14:00 - 15:00
Grete Jost (26.5.1916 Wien – 15.1.1943 LG I Wien hinger.)
Die Verkäuferin Grete Jost kam 1934 zur KPÖ, war Zellenkassierin und gehörte nach 1938 der Provinzkommission der KPÖ an, die die Aufgabe hatte, die Kontakte von den zentralen Wiener Strukturen in die Provinz aufrecht zu erhalten. Sie wurde am 11.2.1941 verhaftet und am 23.9.1942 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ – gemeinsdam mit Theodor Pawlin, Theodor Gindra, Gustav Srch und Rudi Spulka – zum Tode verurteilt. Aus der Todeszelle schrieb sie am 6.12.1942 ihrer Mutter:
„Eines kann ich nur sagen, für was ich getan habe, glaube ich, wäre es auch schon Strafe genug, mich hier bangen zu lassen, wo ich jede Minute damit rechnen muss, geholt zu werden. Hier hat es sich in der letzten Zeit leider auch zum Schlechtesten geändert. Wir dürfen schon seit drei Wochen nicht mehr spazieren gehen, auch hatten wir die ganze Zeit keine Arbeit und dadurch leider viel Zeit zum Nachdenken. Oft stehe ich lange Zeit am Bett beim Fenster (wenn ich auf dem Bett stehe, beginnt in Stirnhöhe das Fenster) und schau hinauf auf das kleine Stückerl Himmel, das ich erblicken kann (es ist wirklich nur sehr klein, wir sind im Parterre), und träume. Da denke ich oft an die Zeilen, die Maria Stuart so schön sagt: ’Eilende Wolken, Segler der Lüfte, wer mit euch wanderte, wer mit euch schiffte . . .‘ Soll mir das gleiche Los wie Maria Stuart beschieden sein? Ich finde das Schicksal zu groß für mich. Sie war doch eine Königin, ich bin aber nur ein Arbeitermädel! Ab morgen haben wir wieder Arbeit, da vergeht die Zeit wieder besser, wir bekommen Erbsen zum ausklauben.“
1984 wurde an ihrem Wohnhaus in Wien 3, Baumgasse 39 (»Rabenhof«) eine Gedenktafel für sie errichtet (Stifter: Antifaschistisches überparteiliches Personenkomitee »Grete Jost«) und ein kleiner Park im 3. Bezirk bekam ihren Namen.
- Ort: Bei der Gedenktafel, 1030 Wien, Baumgasse 39 „Rabenhof“
- Zu erreichen: U4 (Kardinal-Nagl-Platz)