Gedenkmarsch zum 70. Jahrestag der Befreiung Wiens

Datum / Uhrzeit
13.04.2015
12:45 - 15:30


Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft der NS-Opfer-Verbände mit Unterstützung des Stadtschulrats für Wien

Marsch von der Förstergasse (Wien 2) über die Route Rembrandtstraße – Rossauerbrücke – Türkenstraße – Börsegasse – Neutorgasse/Concoria-Platz (Zwischenkundgebung), weiter über dier Route Renngasse – Freyung – Heidenschuß – Am Hof  (Zwischenkundgebung vor der Hauptfeuerwache), weiter übewr die Route Heidenschuß – Strauchgasse – Teinfaltstraße – Rathausplatz (Abschlusskundgebung unter den Arkaden um 15 Uhr)

Programm

Hintergrundinformation zum SS-Massaker in der Förstergasse:

Am 11. April 1945, als die Kämpfe in Wien bereits einige Tage tobten, verübte ein Kommando der Waffen-SS ein Massaker an neun Juden in der Förstergasse 7 im 2. Wiener Gemeindebezirk. Dr. Nelly Blum, Arthur Holzer, Arthur Klein, Erna und Grete Klüger-Langer, Marie Margolin, Kurt Mezei, Emil Pfeiffer und Genia Jenny Schaier hatten vor den Kampfhandlungen im Keller der Förstergasse 7 Zuflucht gesucht. Um ca. 15.30 Uhr unternahm eine Waffen-SS Einheit, die in der Förstergasse 10 untergebracht war, eine Hausdurchsuchung in der Förstergasse 7. Die SS befahl allen im Keller befindlichen Personen sich auszuweisen, sonderte die oben namentlich erwähnten Juden aus und brachte sie in die Hauseinfahrt. In den Abendstunden wurden sie in den auf der Straße vor dem Haus befindlichen Bombentrichter geführt und durch Genickschüsse ermordet. Einige Stunden später, am 12. April um 3.30 Uhr morgens, trafen in der Förstergasse die Soldaten der Roten Armee ein.
Siehe: DÖW-WebSite

Zu den Ereignissen im April 1945: Kalendarium (Rathauskorrespondenz)

Unter den Erschossenen war Kurt Mezei (13.5.1924-13.4.1945), der im Versteck Tagebuch führte. In diesem Tagebuch befindet sich sein Gedicht

„Judenschicksal“

Ich sah heut‘ Tausend Menschen verstörten Angesichts,
Ich sah heut‘ Tausend Juden, die wanderten ins Nichts.
Im Grau des kalten Morgens zog die verfemte Schar
Und hinter ihr verblasste, was einst ihr Leben war.
Sie schritten durch die Pforte und wussten: Nie zurück!
Sie ließen alles draußen: Vermögen, Geltung, Glück.


Wohin wird man euch führen? Wo endet euer Pfad?
Sie wissen nur das Eine: ihr Ziel heißt Stacheldraht!
Und was dort ihrer wartet, ist Elend, Qual und Not,
Entbehrung, Hunger, Seuchen. Für viele bittrer Tod.

Ich schaut‘ in ihre Augen mit brüderlichen Blick,
Erwartend tiefsten Jammer in solchem Missgeschick.
Doch statt Verzweiflung sah ich nur ungeheures Müh’n
Um Haltung und Beherrschung aus ihren Augen glüh’n.
Sah heißen Lebenswillen, sah Hoffnung und sah Mut.
Ich sah in manchen Antlitz ein Lächeln, stark und gut.

Da hab‘ ich, tief ergriffen, den Geist des Volks erkannt,
Das, ausgewählt zum Leiden, das Leid noch stets bestand.
Das sich aus Not und Elend, Verbannung, Fron und Haft
Noch immer hat erhoben mit ungebroch’ner Kraft.

Ich sah heut tausend Menschen verstörten Angesichts
Und sah im Grau des Morgens den „Strahl des ew’gen Lichts“.
Quelle: DÖW 22176/36
„Strahl des ew’gen Lichts“ ist ein Zitat aus dem Gedicht „An L. von …“ von Ernst Konrad Friedrich Schulze (1789-1817), dem Lieblingsdichter Franz Schuberts: Ernst Schulze, Sämmtliche poetische Werke, Band 4, Leipzig 1820, S. 115-121.