Sein 50. Todestag gibt Anlass zur Reflexion folgender Fragen:
Was für ein Mensch war er?
Was für Zeiten haben ihn zu mehreren Tausend Liedern gedrängt?
Woher bezog er seine Inspiration?
Wie ging er mit Quellen um?
Wie gehen wir mit ihm als Quelle um?
Das klingt jetzt wahrscheinlich akademischer, als ihm selber recht gewesen wäre.
Demokratische Liedkultur war für ihn eine Sache des Engagements für die Interessen der kleinen Leute in den USA der 1930er und 40er-Jahre. Zusammen mit Zeitgenossen (z. B. Pete Seeger und Huddie Ledbetter) tingelte er von Gewerkschaftsversammlung zu Protestdemonstration, von Streik-Meeting zu antifaschistischer Kundgebung – rastlos und immer provokant: In New York inszenierte er sich als einfach gestrickter Hillbilly und Country-Sänger, in den Weiten des amerikanischen Mid West gab er den großstädtischen Bohemien. Als er vor seinem Tod mehr als zehn Jahre im Krankenhaus verbrachte (Diagnose: Huntington), hatte ihn der sogenannte Zeitgeist längst in die Vergessenheit verdammt. Erst die Protagonisten des Folklore-Revivals ab Mitte der 1960er ernannten ihn zu ihrer Ikone – etwas glattgebügelt und in radiotaugliche Formate flachgepresst.
Es ist Zeit, den ganzen Woody Guthrie zu würdigen, mit all seinen Kanten und seiner Starrköpfigkeit, seinen Geschichten und seiner beispiellosen Schaffensfreude. Die unten angeführte Veranstaltung (andere werden noch folgen und extra angekündigt) soll diesem Zweck dienen. Ab Anfang Dezember ist eine Serie von szenischen Collagen und Hootenannies geplant (Zeiten und Orte noch nicht fixiert).
Mittwoch, 15. November — Werkl im Goethehof — Drei Griff und die Wohrheit
Woodys Lieder mit teilweise ins Wienerische übersetzten Texten und eigenwilligen Interpretationen.
Wien 22,
Schüttaustraße 1
Beginn: 19 Uhr |
Mitwirkende: Rudi Burda
Albert Dlabaja Alexandar Petkov Hans Schön Iris Stern Günter Pini Antonis Vounelakos |