Am 14. April starb eine der letzten noch Überlebenden der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Käthe Sasso, im Alter von 98 Jahren.
1926 als Katharine Smudits in eine burgenlandkroatische sozialdemokratische Familie geboren. Ihre Eltern waren im Austrofaschismus als Mitglieder der Revolutionären Sozialisten aktiv und engagierten sich nach dem „Anschluss“ in der KPÖ. Käthe wuchs bei ihrer kroatischen Großmutter auf. 1941, nach dem Tod ihrer kranken Mutter und der Einberufung ihres Vaters zur Wehrmacht, schloss sie sich als 15-Jährige einer Widerstandsgruppe an, die die Familien Inhaftierter unterstützte und kommunistische Flugblätter verbreitete. Ein Spitzel verriet die Mitglieder der Gruppe, am 21. August 1942 schlug die Gestapo zu. Unter den zahlreichen Verhafteten war auch Käthe Smudits.
Nach monatelanger Gestapohaft mit entsetzlichen Verhören wurde sie ins „Graue Haus“, das Landesgericht für Strafsachen (damals „Landgericht Wien“) Landesgericht überstellt. Dort erlebte sie aus unmittelbarer Nähe das Schicksal der zum Tode Verurteilten mit, wovon sie noch Jahrzehnte später berichtete. Aufgrund ihrer Jugend entging sie der Todesstrafe. Am 21. April 1944 verurteilte sie der 8. Senat des Oberlandesgerichts Wien zu 18 Monaten Jugendgefängnis. Das von der Gestapo betriebene Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf diente damals auch als Jugenderziehungslager. Nach knapp fünf Monaten, am 11. September 1944, überstellte sie die Gestapo ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Als sich Ende April 1945 die sowjetischen Truppen Ravensbrück näherten, ordnete die Lagerleitung einen Evakuierungsmarsch nach Bergen-Belsen an. Gemeinsam mit einem Mithäftling gelang ihr bereits in der ersten Nacht die Flucht. Dank der Hilfe der Roten Armee gelang es ihr die baldige Heimkehr.
Sie heiratete den Widerstandkämpfer Josef Sasso. Dieser war wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt worden, war nach knapp dreijähriger Haft zur Strafdivison 999 einberufen und nach Nordafrika versetzt worden, wo er zu den Alliierten desertierte und sich vom französischen Geheimdienst zum Funker und Fallschirmspringer ausbilden ließ. Nach seinem Absprung Anfang 1944 von der Gestapo entdeckt und verhaftet. Er überlebte monatelange Folter, wurde im Jänner 1945 in das Gestapogefängnis „Kleine Festung Theresienstadt“ gebracht und dort befreit.
Käthe Sasso stellte sich jahrelang als Zeitzeugin zur Verfügung. Unermüdlich setzte sie sich für die Erhaltung der Gruppe 40 im Zentralfriedhof als Erinnerungsort für die dort beerdigten hingerichteten Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen ein. Erst 2013, zum 75. Jahrestag des „Anschlusses“, erklärte die Bundesregierung die Gruppe 40 zur nationalen Gedenkstätte; Käthe Sasso hatte daran einen gewichtigen Anteil.
Käthe Sasso war Mitglied sowohl im Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen als auch im Wiener KZ-Verband. Sie war die erste, die mit der Rosa-Jochmann-Plakette der FreiheitskämpferInnen ausgezeichnet wurde. Der KZ-Verband erklärte sie zum Ehrenmitglied. Zahlreiche weitere Ehrungen folgten. Die letzte Auszeichnung, die ihr verliehen wurde, den Simon-Wiesenthal-Preis 2024, konnte sie krankheitshalber nicht mehr persönlich entgegennehmen.
Der KZ-Verband trauert um eine bedeutende Stimme im Ringen um ein würdiges Andenken an die Opfer des Widerstandes.