In der Nacht vom 6. auf den 7. April 2013 starb Herta Grossmann.
Herta Grossmann wuchs als viertes Kind der Margaretener Arbeiterfamilie Gelb auf. Nachdem sie mit 5 ihre Mutter verloren hatte, nahm sich ihre um 12 Jahre ältere Schwester Anna (später: verheiratete Dotter) wie eine Mutter um sie an. Schon als noch nicht Vierzehnjährige war sie im illegalen Kommunistischen Jugendverband aktiv.
Nach dem „Anschluss“ und der Aufrichtung der NS- Herrschaft verlor die Familie ihre Gemeindewohnung, Herta wurde von der Schule verwiesen. Die Nazis ermordeten ihren Vater David Gelb (1942 in Maly Trostinetz bei Minsk), ihre Schwester Gretl (samt Ehemann und vierjährigem Kind) sowie eine Tante. Ihre zweite Schwester, Anni, konnte in die Schweiz und von dort weiter nach Manchester emigrieren. Ihr Bruder Alexander flüchtete nach Belgien und von dort weiter nach Südfrankreich, wo er aber von den deutschen Besatzungsbehörden verhaftet wurde; er überlebte die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald.
Sie selbst konnte das annektierte Österreich im Juni 1939 mit einem „Kindertransport“ in Richtung England verlassen: Eine polnische Zuwandererfamilie in Liverpool, die bereits sieben Kinder hatte, hinterlegte trotz eigener materieller Not bei den britischen Behörden 50 Pfund für sie und ermöglichte ihr damit die Einreise. Nach Kriegsbeginn übersiedelte sie zu ihrer Schwester Anni nach Manchester, wo sie sich der österreichischen Flüchtlingsorganisation „Young Austria“ anschloss. Dort lernte sie als 18-jährige ihren späteren Ehemann Czibi Grossmann kennen, der von englischen Verwandten aus dem KZ Buchenwald „freigekauft“ worden war. Czibi bewarb sich bei der britischen Armee, um mit der Waffe in der Hand für die Befreiung Österreichs kämpfen zu können, und kam als englischer Soldat 1945 nach Wien. 1946 durfte seine Frau Herta ihm nachfolgen.
Nach seinem Abschied aus der britischen Armee wurde ihr Mann Bezirkssekretär der KPÖ Brigittenau, sie selbst war im Bund Demokratischer Frauen (in späteren Jahren auch in der KPÖ und im KZ-Verband) tätig. Beruflich arbeitete Herta Grossmann als Sekretärin im Globus-Verlag.
1988 war Herta Grossmann aktiv an der Vorbereitung des großen „Young Austria“- Wiedersehenstreffens im Wiener Rathaus beteilig
t und hielt auch danach Kontakt mit anderen „Young Austrians“ (siehe Bild).
Ein ausführliches Interview von Sonja Frank mit Herta Grossmann findet sich in dem 2012 erschienenen Buch „Young Austria“.
Die Verabschiedung unserer Kameradin Grossmann fand am 23. April um 9:30 Uhr in der Feuerhalle Simmering (Zentralfriedhof) statt.