Was ist der KZ-Verband?
Gegründet nach der Befreiung Österreichs 1945 als überparteilicher Zusammenschluss der WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus, vereint der „KZ-Verband / Verband der AntifaschistInnen“ über seine Landesverbände heute die letzten noch lebenden WiderstandskämpferInnen, Opfer und deren Hinterbliebene sowie die jüngeren Generationen von AntifaschistInnen.
Der KZ-Verband/VdA ist aktiv in der Interessensvertretung der Opfer des Faschismus von 1933 bis 1945 laut Opferfürsorgegesetz (OFG), in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit und im Kampf gegen Neofaschismus und Rechtsextremismus.
Geschichte des Wiener Landesverbands als Teil des „Bundesverbands österreichischer AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus (KZ-Verband/VdA)“
1945-1949: Die Widerstandskämpfer und Opfer des NS-Regimes organisieren sich.
Wenige Tage nach der Befeiung Wiens durch die Rote Armee gründete sich der KZ-Verband in Wien als Bundesverband (Sitz: 1, Stubenring 20). In der Folge entstanden in allen Bundesländern Häftlingsorganisationen. Um diesen eine einheitliche Struktur zu geben, tagte am 19./20.1.1946 in Salzburg die Konferenz der Organisationen der ehemaligen politischen Verfolgten aus dem gesamten Bundesgebiet und beschloss die Schaffung einer Dachorganisation unter dem Namen „Österreichischer Bundesverband ehemaliger politisch Verfolgter“ mit Sitz in Wien.
Ehrenpräsidium: Bundeskanzler Leopold Figl, der ehemalige Wiener Bürgermeister und nunmehrige Ehrenvorsitzende der SPÖ, Karl Seitz, sowie KPÖ-Stadtrat Viktor Matejka
Präsidium: Felix Hurdes (Präsident), Josef Lauscher, Viktor Hellwig und Josef Tschofenig (Vizepräsidenten).
Am 10. Februar 1946 konstituiert sich das „Aktionskomitee der jüdischen KZler“, später Verband der wegen ihrer Abstammung Verfolgten, das bereits bei seiner Gründung 1.670 Mitglieder zählt. Zweck ist es, die Anerkennung der jüdischen KZler als gleichberechtigte Opfer durchzusetzen. Ins Aktionskomitee werden gewählt: Wilhelm Krell (SPÖ), Akim Lewit (KPÖ), Wilhelm Schlesinger, Siegfried Spitzer, Max Umschweif, Hermann Wenkart und Dr. Otto Wolken.
Man versucht, unter der Leitung Akim Lewits in den „Bundesverband“ aufgenommen zu werden.
Im März 1946 findet die konstituierende Generalversammlung des KZ-Verbandes im Audimax der Uni Wien (30.3.1946) statt, einen Tag später die erste Generalversammlung. Damit haben sich die regionalen KZ-Verbände zum KZ-Verband der antifaschistischen österreichischen Konzentrationslager-Schutzhäftlinge zusammengeschlossen.
Der Konstituierung waren harte Verhandlungen der drei Parlamentsparteien über die Zusammensetzung des Präsidiums vorangegangen, wobei ÖVP und SPÖ partielle Koalitionen gegen die KPÖ eingingen, um deren Dominanz, die sich aus der überproportionalen Beteiligung am Widerstand gegen den Nationalsozialismus ergab, zu verhindern. Mitglieder können zu diesem Zeitpunkt ausschließlich ehemalige „politische Häftlinge“ werden, womit Personen, die aus „rassischen“ oder nicht-politischen Gründen verfolgt worden waren, ausgesperrt bleiben.
Vom 9.-15.7.1946 findet in Innsbruck der Gründungskongress des „Österreichischen Bundesverbandes ehemals politisch verfolgter Antifaschisten“ als Zusammenschluss des Häftlingsverbandes, des KZ-Verbandes und des Verbandes der Abstammungsverfolgten statt.
Auf der am 28./29.9.1946 stattfindenden Konferenz in Gmunden vereinigt sich der KZ-Verband mit anderen in den Bundesländern organisierten Betreuungsgruppen zum Bund der politischen Verfolgten – Österreichischer Bundesverband, (umgangssprachlich aber meist als KZ-Verband bezeichnet), dem nun auch „rassisch“ Verfolgte angehören dürfen. Das Präsidium setzt sich aus Fritz Bock, Otto Horn, Akim Lewit, Otto Probst und Franz Sobek zusammen.
Mitte November serscheint die erste Nummer des „Organs des Bundesverbandes ehemals politisch verfolgter Antifaschisten“, »Mahnruf« (Untertitel: „Für Freiheit und Menschlichkeit“). Sie erscheint als Doppelnummer; Sitz der Redaktion: Wien 9, Alserstraße 18. Chefredakteur Wilhelm Krell. Preis öS 1.-.
Am 1.2.1947 beschließt das Präsidium des KZ-Verbandes, das Sekretariat des KZ-Verbandes mit den Sekretariaten des Häftlingsverbandes und des Verbandes der Abstammungsverfolgten im Sekretariat des Landesverbandes Wien der politisch Verfolgten zu vereinigen. Sitz: Wien 3, Lothringerstr. 14.
Präsidium des Landesverbands Wien: Nora Hiltl (wird kurz darauf stv. Mitgl. d. Präsidiums), Karl Holobek, Wilhelm Krell, Ind. Gustav Wegerer;
stv. Mitglieder: Michael Kohn, Hans Leinkauf (wird kurz darauf Mitgl. d. Präsidiums), Martha Mach, Helene Potetz;
Sekretär: Wilhelm Wichtl.
Der „Frauenkommission“ gehören Mela Ernst und Rosa Jochmann an.
Am 3.7.1947 beschließt der Nationalrat das so genannte „Privilegierungsgesetz“, das dem „Bund der politisch Verfolgten“ die alleinige Vertretungsbefugnis für die NS-Opfer in allen deren Belangen einräumte (BGBl. 182/1947).
Im Frühsommer 1947 gründet sich der „Verband österreichischer antifaschistischer Freiheitskämpfer“. Präsident ist Franz Honner, Stellvertreter sind Walter Fischer und Peter Hofer. Der Verband setzt sich zum Ziel, alle Österreicher zu erfassen, die aktiv gegen den Faschismus gekämpft haben, das sind die ehemaligen Interbrigadisten (Spanienkämpfer), die Angehörigen der Freiheitsbataillone, die Partisanen und Freiheitskämpfer, die Freiwilligen, die in anderen Ländern gegen die deutschen Okkupanten kämpften, sowie Österreicher in alliierten Armeen und die Hinterbliebenen von gefallenen Freiheitskämpfern.
Die Generalversammlung findet am 6.7.1947 in Wien statt.
Vorstand:
Franz Honner (Präsident, 1. Österr. Freiheitsbataillon In Jugoslawien), 1. Vizepräs. Walter Fischer (Spanienkämpfer), 2. Vizepräs. Josef Strauß (Kärnten),
Sekretär: Erich Frisch (englische Armee),
Kassier: Josef Spanner (Spanien, Rote Armee, Partisan in OÖ),
Vorstand: Sepp Plieseis (Spanienkämpfer, Partisan in OÖ), Johann Truppe, Zalel Schwager (Spanienkämpfer) , Max Schneider, Wilma Trawnitschek, Renée Dürmayer (Spanienkämpferin), Franz Gebhart.
Die Spaltung im Februar/März 1948
Anfang Februar 1948 werden – offenbar gegen den Willen der Parteienvertreter Fritz Bock (ÖVP) und Otto Probst (SPÖ) – in Wien zwei Delegiertenkonferenzen des „Bundesverbandes“ abgehalten, ein Wiener Präsidium gewählt und Statuten beschlossen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es nur ein provisorisches Präsidium gegeben, Bock und Probst hätten bisher alle Aktivitäten des Verbandes sabotiert.
Als Reaktion drohten Bock und Probst in der letzten Sitzung des Bundesvorstandes mit der Sprengung des Verbandes und fordern die Annullierung der Beschlüsse der Delegiertenkonferenz des Landesverbandes Wien.
Am 7. März 1948 geben das Bundesparteipräsidium der ÖVP und der Bundesparteivorstand der SPÖ in der amtlichen Wiener Zeitung bekannt, dass die KPÖ den Versuch unternommen hätte, den überparteilichen „Bund der politisch Verfolgten“ für kommunistische Parteizwecke zu missbrauchen. Die Vertreter der SPÖ und der ÖVP würden infolgedessen aus dem Verband zurückgezogen.
Per Bescheid des Bundesministeriums für Inneres wird mit der Unterschrift des Ministers Oskar Helmer der „Bund der politisch Verfolgten“ am 8.3.1948 aufgelöst.
Der neue überparteiliche KZ-Verband entsteht
ÖVP und SPÖ gründen ihre eigenen, parteigebundenen Opferverbände. 1948 entsteht die „ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten“, 1949 der „Bund sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus“.
Die Mitgliedschaft in diesen Vereinigungen ist mit der Mitgliedschaft in der jeweiligen Mutterpartei verbunden.
Der KZ-Verband wurde als überparteilicher Opferverband zwar neu gegründet, aber in seinem bisherigen Aufbau weitergeführt. Dies spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des Präsidiums wider, das am 1. Kongress gewählt wird.
Dieser 1. Kongress des „Bundesverbandes der österreichischen KZler, Häftlinge und sonst politisch Verfolgten“ findet am 20./21.11.1948 in Wien statt.
Das Präsidium setzt sich zusammen aus:
Heinz Dürmayer, Mela Ernst, Michael Flöckner, Johann Homar, Rudolf Jakl, Alois Kabelka, Walter Kareis, Hans Kerschbaumer, Pfarrer Erwin Kock, Adolf Kothbauer, Pfarrer Ignaz Kühmayer, Leopold Langhammer, Akim Lewit, Pfarrer Anton Mühlbauer, Josef Musil, Josef Nischelwitzer, Arthur Przyborski, Eugen Schneider, Albin Schopf, Rudolf Schriebl, Wilhelm Steiner.
Die drei Präsidenten sind: Steiner, Dürmayer und Kühmayer.
Im „KZ-Verband“ sind mit großem Abstand die meisten NS-Opfer und Verfolgten organisiert.
Drei Viertel der Mitglieder aus dem alten Bundesverband treten dem neuen Verband bei: 12.000 Mitglieder der 16.000 Mitglieder des alten Verbandes, davon 6.000 in Wien.
Die Überparteilichkeit spiegelt sich in der Wiener Leitung wider. Sie besteht aus 7 Kommunisten, 4 Mitgliedern der ÖVP, 2 Mitgliedern der SP und 2 Parteilosen.
Das Präsidium des Wiener KZ-Verbands besteht aus 25 Mitgliedern, davon 13 Kommunisten, 2 SPÖ-, 4 ÖVP-Mitglieder, 6 Parteilosen. Bei der Konstituierung des Präsidiums am 14.6.1949 wird ein Präsidialausschuss aus 5 Kommunisten (Wegerer, Umschweif, Berg, Hawle, Jakl und Sekretär Dolensky), 5 Nichtkommunisten (Dr. Steiner, Dr. [Artur] Przyborsky, Pfarrer [Anton] Mühlbauer, Pfarrer [Edwin] Kock, Ing. Karasek) gewählt.
W. Weinert